Standort
1220 Wien
Bauträgerwettbewerb
04/2018, 1.Preis
Einreichung
06/2019
Geplante Fertigstellung
12/2021
Bruttogeschossfläche
3.870 m²
Wohnnutzfläche
2.403 m²
Wohnungen
33
Verantwortlicher Partner
Mark Gilbert
Projektteam
Christian Aulinger, Mark Gilbert
Matthias Brandmaier, Tana Kubikova
Auftraggeber
Siedlungsunion
Landschaftsplanung
Jakob Fina Landschaftsarchitekt
Visualisierungen
Expressiv – Elmir Smajic e.U., Wien

Der zwischen 1984 und 1992 errichtete Marchfeldkanal bildet das Kernstück eines weit verzweigten und naturnah gestalteten Gewässernetzes. Zusätzlich zu seinem eigentlichen Zweck, Erhaltung und Verbesserung des Grundwasserhaushaltes in Wien und Niederösterreich, schafft der Gewässer-korridor vernetzte Lebens- und Erholungsräume für Pflanzen, Tiere und Menschen. Besonders in seinem Wiener Abschnitt bietet die Uferzone des Marchfeldkanals eine große Vielfalt an Landschaftserlebnissen – ein ideales Erholungsgebiet für die Stadtbewohner.
Anfang 2018 lobte der wohnfonds_wien einen Bauträgerwettbewerb für ein Grundstück neben dem Marchfeldkanal aus. Ein besonderer Bauplatz mit einmaliger Umgebung und Qualität: Die Liegenschaft grenzt direkt an das Kanalareal, und liegt auch direkt gegenüber dem Anger und dem Gemein-schaftshaus des Ernst-Theumer-Hofs, einem beeindruckenden Gemeindebau-Ensemble aus den 80er Jahren.
Unser Projekt situiert zwei Baukörper am Grundstück. Ein langer Baukörper mit Tiefgarage und Untergeschoss wird entlang der schrägverlaufenden Baufluchtlinie im NW angeordnet. Ein kleiner Baukörper ohne Unterkellerung wird in die verbleibende Bauplatzecke eingepasst. Zusammen bilden die beiden eine Figur, die sowohl die Großfigur des Theumer-Hofs vervollständigt, als auch den Übergang zum Marchkanalareal präzise definiert.
Zwischen den beiden Baukörpern wird ein zentraler, hofartiger Raum gebildet. Dieser stimmungsvolle Raum schafft einen lockeren, aber sehr bestimmten Anschluss an die zentrale Grünachse der Theumer-Siedlung, was die formale und auch funktionelle Bindung zwischen den beiden Anlagen erlaubt. Der zentrale Hof ist das Herzstück der neuen Anlage: die Hauseingänge, die Gemeinschaftsräume, sowie die wohnungsbezogene Infrastruktur schließt an diesen Bereich an.
Das essenzielle architektonische Thema sind die Marchfeld Terrassen. Die Terrassen bezeichnen die großzügigen Balkone und Mietergärten der Anlage, die jeder Wohnung zugeordnet sind. Die zueinander versetzte Anordnung dieser Freiflächen verleiht den Bauten ihre unverkennbare skulpturale Gestalt – und erlaubt den Bewohnern die Qualitäten der einmaligen Grünlage optimal zu erleben und zu nutzen.
Das geometrische Muster der Terrassen wird durch die sägezahnförmige Gebäudestruktur der beiden Baukörper gebildet. Diese Struktur wird mittels eines 45° Drehens der Zimmerachsen in Bezug zur langen Baufluchtlinie erzeugt. Jeder Aufenthaltsraum erhält dadurch zwei Blickrichtungen, gute Solarorientierung und attraktive Ausblicke ins Grüne. Die Zacken selber spiegeln in einem spannenden architektonischen Dialog die charakteristische Sägezahnfronte des gegenüberliegenden Theumer-Hofs.
Die Zackenform kommt auch den Wohnungsgrundrissen zu Gute. Die L-förmigen Typologien, die aus dieser Struktur entstehen, verleihen jedem Aufenthaltsraum zwei ausgedehnte und helle Fensterfronten; ihre Raumstruktur optimiert die Grundrissorganisation und minimiert die internen Gangflächen: der MieterInnen bekommen mehr hochqualitative Wohnnutzfläche für ihren Mietzins.
Das Projekt ist in einer Mischbauweise aus Beton und Ziegelmauerwerk konzipiert. Die Außenwände werden in Ziegelbauweise errichtet, dazwischen ist ein Skelett aus Betonsäulen, welche mit dem Tiefgaragenraster abgestimmt ist. Die Decken werden in Stahlbeton, die Wohnungstrennwände in Leichtbauweise errichtet. Die Konstruktion ist eine Maßnahme der Kostenoptimierung und auch ein Schritt in Richtung Marktausweitung. Diese eher für Einfamilienhäuser übliche Bauweise kann auch von kleineren Baufirmen angeboten werden. Die Fassaden sind verputzt; eine Komposition von glatten und grobgerillten Putzflächen unterstreichen die Plastizität der Baukörper.