Standort
1210 Wien
Bauträgerwettbewerb
04/2018, 1.Preis
Einreichung
06/2019
Fertigstellung
11/2021
Bruttogeschossfläche
3.870 m²
Wohnnutzfläche
2.403 m²
Wohnungen
33
Verantwortlicher Partner
Mark Gilbert
Projektteam
Christian Aulinger, Mark Gilbert
Wettbewerb: Matthias Brandmaier, Tana Kubikova
Ausführung: Markus Steiner, Anna Aichberger
Auftraggeber
Siedlungsunion
Landschaftsplanung
Jakob Fina Landschaftsarchitekt
Fotografie
©Daniel Hawelka (1-7,9-10,13)
©David Schreyer (8, 11-12)
Der zwischen 1984 und 1992 errichtete Marchfeldkanal bildet das Kernstück eines weit verzweigten und naturnah gestalteten Gewässernetzes. Zusätzlich zu seinem eigentlichen Zweck, Erhaltung und Verbesserung des Grundwasserhaushaltes in Wien und Niederösterreich, schafft der Gewässerkorridor vernetzte Lebens- und Erholungsräume für Pflanzen, Tiere und Menschen. Besonders in seinem Wiener Abschnitt bietet die Uferzone des Marchfeldkanals eine große Vielfalt an Landschaftserlebnissen – ein attraktives Erholungsgebiet für die StadtbewohnerInnen.
Anfang 2018 lobte der wohnfonds_wien einen Bauträgerwettbewerb für ein Grundstück neben dem Marchfeldkanal aus. Ein besonderer Bauplatz mit einmaliger Umgebung und Qualität: Die Liegenschaft grenzt nördlich an das Kanalufer und liegt südlich gegenüber dem Anger und Gemeinschaftshaus des Ernst-Theumer-Hofs, einem beeindruckenden Gemeindebau-Ensemble aus den 80er Jahren.
Unser Projekt situiert zwei Baukörper am Grundstück. Ein langer Baukörper mit Tiefgarage und Untergeschoss wird entlang der schrägverlaufenden Baufluchtlinie im NW angeordnet. Ein kleiner Baukörper ohne Unterkellerung wird in die südöstliche Bauplatzecke eingepasst. Zusammen bilden die beiden eine Figur, die einerseits die Großfigur des Theumer-Hofs fortschreibt, als auch den Übergang zum Marchkanalareal präzise definiert.
Zwischen den beiden Baukörpern wird ein zentraler, hofartiger Raum gebildet. Dieser stimmungsvolle Freiraum schafft einen lockeren, aber sehr bestimmten Anschluss an die zentrale Grünachse der Theumer-Siedlung, was eine formale und auch funktionelle Verbindung zwischen den beiden Anlagen erzeugt. Der zentrale Hof ist das Herzstück der neuen Anlage: die Hauseingänge, die Gemeinschaftsräume und die wohnungsbezogene Infrastruktur schließen an diesen Bereich an.
Das dominierende architektonische Thema sind die “Marchfeld Terrassen”. Diese Terrassen sind die großzügigen Balkone und Mietergärten der Anlage, die jeder Wohnung zugeordnet sind. Die zueinander versetzte Anordnung dieser Freiflächen verleiht den Bauten ihre unverkennbare skulpturale Gestalt – und erlaubt den Bewohnern die Qualitäten der einmaligen Grünlage optimal zu erleben und zu nutzen.
Das geometrische Muster der Terrassen wird durch die sägezahnförmige Gebäudestruktur der beiden Baukörper gebildet. Diese Struktur wird durch das 45° Drehens der Zimmerachsen in Bezug zur langen Baufluchtlinie erzeugt. Jeder Aufenthaltsraum erhält dadurch zwei Blickrichtungen, schöne Sonnenorientierung und attraktive Ausblicke ins Grüne. Die Ecken und Zacken der Fassadenstruktur spiegeln in einem spannenden architektonischen Dialog die charakteristische Sägezahnfront des gegenüberliegenden Theumer-Hofs.
Die gezackte Form schafft optimale Wohnungsgrundrissen. Die L-förmigen Typologien, die aus dieser Struktur entstehen, verleihen jedem Aufenthaltsraum zwei ausgedehnte und helle Fensterfronten; ihre Raumstruktur optimiert die Grundrissorganisation und minimiert die internen Gangflächen: der MieterInnen bekommen mehr hochqualitative Wohnnutzfläche für den gleichen Mietzins.
Das Projekt ist in einer Mischbauweise aus Beton und Ziegelmauerwerk konzipiert. Die Außenwände werden in Ziegelbauweise errichtet, das Innere bildet ist ein Skelett aus Betonsäulen, welches mit dem Tiefgaragenraster abgestimmt ist. Die Decken werden in Stahlbeton, die Wohnungstrennwände in Leichtbauweise errichtet. Die Konstruktion ist eine Maßnahme zur Kostenoptimierung und auch ein Schritt in Richtung Marktausweitung: diese eher für Einfamilienhäuser übliche Bauweise kann auch von kleineren Baufirmen angeboten werden.
Die Putzfassaden sind eine Komposition aus glatten und grobgerillten Putzflächen, dies unterstreicht die Plastizität der Baukörper und verleiht dem Gebäude eine haptische, sehr handwerkliche Qualität. Neben den Hauseingänge werden mehrfärbige, gemusterte und glasierte Ziegelverkleidungen eingesetzt; diese verschaffen dem Wohnhof eine warme, sehr individuelle Gestaltungsnote.